Freitag, 12. Oktober 2018

Jetzt Sparplan starten oder nicht? Wann ist der beste Einstiegszeitpunkt an der Börse?

Es ist keine neue Erkenntnis, dass man mit einem langfristigen Börseninvestment in solide Werte mit einer Buy & Hold Strategie auf lange Sicht durchaus ein Vermögen aufbauen kann. Je nach Marktsituation und Einstiegszeitpunkt kann sich das aber höchst unterschiedlich entwickeln. Wer nach 2008 den Einstieg verpasst hat, oder sich erst in den letzten Jahren mit Börseninvestments beschäftigt, stellt sich unweigerlich die Frage: Soll ich nun endlich anfangen zu investieren, oder lieber die Finger weg lassen? Nun sind wir bereits seit zwei Jahren in einer Seitwärtsbewegung und haben seit 10 Jahren keinen wirklichen Einbruch des Marktes gesehen. Ob Bauchgefühl, Natur der Dinge, Psychologie, Charttechnik oder Konjunkturzyklen: Je länger der Markt in einem positiven Zyklus läuft und die Kurve sich abschwächt, desto höher die Wahrscheinlichkeit einer deutlichen Korrektur. Provokante These? Naja, das wird von vielen Analysten betrachtet und ist nicht Bestandteil meines Artikels.

An vielen Stellen wird mit (ETF-) Sparplänen geworben, nach dem Motto: Egal wann man kauft, einfach jeden Monat immer Summe X investieren und dann liegen lassen. Der Cost-Average-Effekt wirds schon richten. Betrachtet man rückblickend die letzten 5, 10, 15 Jahre, hätte das auch ganz gut funktioniert. Aber weitere 5 Jahre? Eine Kapitalverminderung im zweistelligen Prozentbereich kann richtig wehtun, denn man bedenke auch die Effekte der Prozentrechnung: -30% Verlust sind nicht mit +30% Gewinn wiederhergestellt. Hierfür muss der Markt erstmal wieder 43% Plus machen. In großen Krisen sind 30% Verlust innerhalb weniger Wochen oder Monate keine Seltenheit. Wer in der Gesamtmarktbetrachtung also eher negativ eingestellt ist, aber eigentlich aufgrund der Niedrigzinspolitik nervös mit seinem Kapital an der Seitenlinie steht und endlich in den Markt will, braucht eine klare Strategie. Also zurück zur großen Frage:

A: Warten bis zum Crash und dann investieren bzw. einen Sparplan beginnen?
B: Jetzt regelmäßig investieren, egal wo der Markt steht?

Diese Frage stelle ich mir selbst seit Jahren und wollte betrachten, wie sich eine frühe oder späte Krise auf einen Gesamthorizont von 10 Jahren auswirkt. Ich habe das nun anhand von unterschiedlichen Strategien und anhand von sechs Szenarien am Markt beleuchtet. Im Wachstumsmarkt gehe ich vorsichtig von einer angestrebten Performance von 5% jährlich aus. Im Ergebnis sieht man, wie sich das Kapital entwickelt hat. Natürlich sind darin vereinfachte Annahmen enthalten, um eine Vergleichbarkeit zu gewährleisten und es nicht zu unübersichtlich zu machen. Auch gibt es natürlich viele weitere Effekte die Auswirkungen auf das Gesamtergebnis haben können, zum Beispiel Inflation, alternative Anlagemöglichkeiten, Dividenden usw. Auch hat man nach 10 Jahren natürlich nur eine Momentaufnahme. Man kann auch auf 20 Jahre weiterrechnen und wird zu neuen Erkentnissen kommen, abhängig davon, ob es innerhalb von 20 Jahren eine weitere Krise gibt oder nicht. So kann man die Rechnerei grenzenlos weiterbetreiben.

Mein persönliches Fazit:

Wer in den nächsten fünf Jahren mit einer größeren Krise rechnet, sollte mit großen Einzelinvestments die Füße still halten und abwarten! Selbst wenn die Krise noch etwas auf sich warten lässt, ist das Stehen an der Seitenlinie nicht verkehrt. Denn eines hat mich wirklich erstaunt: Je später die Krise kommt, desto schlimmer ist der Effekt für die Sparplanstrategie. Siehe Vergleich Strategie B versus Strategie C. Beim viel diskutierten Cost-Average Effekt wird leider auch nie der Einstiegszeitpunkt berücksichtigt. Ansatzweise kann man meine Theorie in diesem Artikel bestätigt sehen. Deswegen habe ich als Mischform die Strategie BC mit aufgenommen, die mir auf den ersten Blick symphatisch ist, und zwar in allen Szenarien. Umsetzen könnte man diese beispielsweise, indem man umgehend mit einem ETF Sparplan beginnt und in günstigen Zeiten Aktien dazu kauft.

Wer von einem Seitwärtsmarkt mit leicht positiven Tendenzen ausgeht oder direkt einen 20 Jahre Horizont mit maximal einer Krise sieht, für den macht ein sofortiger Sparplan Sinn. Oder anders formuliert: Wer jetzt die Sparplan Strategie beginnt, muss hoffen, dass die Krise möglichst schnell kommt.

Wenn jemand aus der Tabelle andere Annahmen ableiten kann, oder inhaltliche Verbesserungen hat,  freue ich mich über Feedback.

Nochmal ein Überblick in Kürze, damit die Tabelle verständlich ist:

Konstellation dieser Matrix:
    • Fünf Invest-Arten (einmalige Sofortinvestition, Sparplan, warten oder nicht warten, Mischform...)
    • 6 Marktszenarien, von denen eine mit hoher Wahrscheinlichkeit in Zukunft eintreten wird 


    Annahmen:
    • Eine Krise hält nicht länger als 1-2 Jahre an und wird einen Gesamtverlust von ca. 30% verursachen
    • In guten Zeiten erwirtschaftet der Markt sehr konservativ gerechnet durchschnittlich 5% p.a. - wobei real von deutlichen Schwankungen (mal mehr, mal weniger) ausgegangen werden muss. Die Theorie besagt also nicht, dass ab Einstieg jedes Jahr ausschließlich positive Erträge erwirtschaftet werden
    • Steuerliche Aspekte, Inflation etc. sind unberücksichtigt
    • Es wird beispielhaft ein Einmal-Investment von 100.000€ verwendet, das  Ergebnis gilt aber natürlich ebenso für 10.000€ oder andere Beträge
    • Bei einer Sofortinvest-Strategie kann nicht genau betrachtet werden, ob der Einstiegspunkt optimal getroffen wird, dafür wird aber im Gegenzug das bis zur Krise geparkte bzw. nicht in einen Sparplan reinvestierte Geld auch nicht andersweitig verzinst
    • Mit "Sparplan" kann sowohl ein klassischer automatisierter ETF Sparplan als auch eine eigenentwickelte regelmäßige Investmentstrategie gemeint sein
       

    Erkenntnisse: 
    • 10 Jahre Horizont: Unter der Annahme, dass in den nächsten 5 Jahren eine Krise eintritt, ist es (teils deutlich) effektiver, größere einmalig zu investierende Geldsummen bis dahin zu parken oder andersweitig (flexibel verfügbar) zu investieren
    • Damit man einen Einstiegszeitpunkt für größere Investmentsummen nicht gänzlich verpasst, sollten Positionen in einem fallenden Markt langsam aufgestockt werden (senken des durchschnittlichen Einkaufspreises)
    • Aufgrund seiner persönlichen Annahmen wie sich der Markt entwickelt, kann sich somit jeder sein Szenario aussuchen und seine Strategie entwickeln
    • Eine optimale Strategie könnte sein, sofort auf Sparplan (ETF) zu beginnen und in der Krise das Investment mittels größeren Sofortinvestitionen (Aktien, Dividendentitel) zu verstärken (siehe Strategie BC - diese holt unabhängig von den eintretenden Szenarien die meiste Rendite heraus)

    Sparplan vs Invest Download




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